JB Straubel (47), der fünfte Angestellte von Tesla und langjähriger Technologiechef des Autobauers, expandiert mit seinem Batterierecycling-Start-up Redwood Materials nach Europa. Die Firma von Elon Musks (51) Mitstreiter hat Redux Recycling, den führenden Lithium-Ionen-Batterie-Recycler in der EU, übernommen.
"Die Übernahme ist ein erster Schritt von Redwood Materials nach Europa", sagte Dirk Demuth, Senior Vice President of European Operations bei Redwood, im Gespräch mit manager magazin. Redux mit Sitz in Bremerhaven ist der erste operative Standort in Europa, den Redwood außerhalb der USA übernommen hat.
Straubel hatte Redwood mit Sitz im US-Bundesstaat Nevada 2017 gegründet. Kürzlich hatte die Firma eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen und mehr als eine Milliarde Dollar von prominenten Investoren eingesammelt. Dazu gehören etwa die US-Investmentbank Goldman Sachs sowie Microsofts Climate Innovation Fund.
Hohe Nachfrage nach Rohstoffen für E-Auto-Batterien
Der Markt für Batterierecycling und Materialherstellung wächst angesichts des Hochlaufs der Elektromobilität rasant. Straubel, der bereits Fertigungskapazitäten in den USA unterhält, will dabei auch auf dem europäischen Markt mitmischen. "Europa ist nach wie vor der weltweit am schnellsten wachsende Markt für Elektrofahrzeuge, angetrieben durch das Engagement der Autohersteller und die starke Unterstützung der Regierung für die Elektrifizierung", heißt es in einer Mitteilung von Redwood. Straubel hatte bereits im Februar 2022 die Expansion nach Europa angekündigt.
Seitdem habe man verschiedene Unternehmen evaluiert und sei sich schließlich mit dem Eigentümer von Redux einig geworden, erzählt Demuth. "Redux hat seinen Sitz in Deutschland. Und Deutschland macht 25 bis 30 Prozent des europäischen EV-Markts aus. Das passt gut. Und das ist auch der Grund, warum wir nach Deutschland kommen."
Übernahme macht Redwood zu einem der Hauptakteure in Europa
Dass Redwood sich für Redux entschied, lag Demuth zufolge auch an der Marktpräsenz und den Prozessen des Unternehmens. "Redux ist im Batterierecycling-Markt sehr gut etabliert", sagt Demuth. Die Übernahme positioniere Redwood als einen der Hauptakteure auf diesem Markt. Zudem habe Redux noch Kapazitäten, um weiter zu wachsen. "Die Akquisition wird uns eine gut etablierte EU-Präsenz verschaffen, mit der wir unsere Aktivitäten schnell ausweiten, die Kapazitäten für das Batterierecycling erhöhen und eng mit bereits etablierten Lieferanten, Kunden und Industriepartnern in ganz Europa zusammenarbeiten können", so Redwood.
Im Detail sieht der Deal so aus: Die von Demuth geleitete Redwood Germany erwirbt 100 Prozent der Redux Recycling GmbH, eine Tochter des österreichischen Familienunternehmens Saubermacher. Die Firma wird damit Tochter von Redwood Germany und wird weiterhin von Redux-Geschäftsführer Martin Reichstein geführt.
Der ehemalige Redux Standort in Offenbach, wo Haushalts-und Gerätebatterien verwertet werden, wird allerdings nicht von Redwood übernommen. Dieser Standort wurde abgespalten und firmiert weiter als Saubermacher Recycling GmbH. Den Kaufpreis nennen Redwood und Saubermacher nicht.
Lithium-Ionen-Batterien: 10.000 Tonnen Recyclingmaterial pro Jahr
Das Werk in Bremerhaven kann jährlich 10.000 Tonnen Recyclingmaterial verarbeiten. Diese Kapazität will Redwood künftig voll ausschöpfen, so Demuth. Die Anlagen sind auf das Recycling von Elektrofahrzeug- und E-Bike-Batterien, stationären Speichersystemen und Verbrauchselektrogeräten wie Handys, Laptops und Bohrmaschinen ausgelegt. Der Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hafen von Bremerhaven, einem der größten und wichtigsten Importhäfen für Fahrzeuge. Dies soll es Redwood ermöglichen, Akkus und Batterien aus ganz Europa zu recyceln und aufzubereiten.
Neben dem Werk übernimmt Redwood von Redux auch ein Team von rund 70 Beschäftigten, darunter Chemieingenieure, Metallurgen und Materialwissenschaftler. "Ihr Fachwissen im Bereich der mechanischen Trennung ermöglicht es uns, hochreine Metallkonzentrate zu gewinnen", teilt die US-Firma mit. Die firmeneigene Technologie ermöglicht die Gewinnung wertvoller Materialien aus Batterien, einschließlich Kobalt, Lithium, Nickel und Mangan, mit einer Rückgewinnungsrate von mehr als 95 Prozent.
"Wir übernehmen das Unternehmen so wie es ist und werden weiter investieren, um eine Wachstumsstory zu schreiben", kündigt Demuth an. Aus diesem Grund war der frühere BASF-Manager auch zu Redwood gewechselt. Bei dem Chemieriesen war Demuth jahrelang für das Automobil-Abgasgeschäft zuständig gewesen.
Saubermacher selbst fehlten die finanziellen Mittel für den angestrebten Ausbau. "Nur wer rasch eine kritische Größe erreicht, kann langfristig eine führende Rolle im Bereich des Lithium-Ionen-Batterierecyclings einnehmen. Die dafür erforderlichen, erheblichen Investitionen kann Saubermacher allein nicht leisten. Mit Redwood haben wir den richtigen Partner gefunden, um für unsere Kunden den Batteriekreislauf nachhaltig zu schließen", sagt Ralf Mittermayr, CEO der Saubermacher AG, zur Übernahme.
Start-up: Redwood Materials sammelt mehr als 1 Milliarde Dollar ein
Elektromobilität: Die neuen Superbatterien für ElektroautosEin Orignaltext aus dem „The Economist“
Recycling von E-Auto-Batterien: Die Alchemisten des Tesla-ZeitaltersVon Lukas Heiny
Redwood erwägt mittelfristig weitere Standorte aufzubauen. "Wir wollen weiter wachsen. Unser Ziel ist, einen Batteriecampus in Europa aufzubauen". Aber das dürfte noch einige Jahre dauern. "Erst einmal sind wir stolz darauf, einen ersten Standort in Europa geschaffen zu haben. Und das wollen wir jetzt mit Energie und Elan vorantreiben."